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WHO-Bericht: Hälfte der Europäer:innen benötigt Reha

In einer im Dezember 2022 veröffentlichten Studie bestätigt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Relevanz von Rehabilitationsleistungen in der Europäischen Region. Mehr als die Hälfte der Europäer:innen würden eine Rehabilitation benötigen, allerdings keine erhalten oder in Anspruch nehmen.

Faktenblatt Reha Deutschland WHO

Reha in Deutschland © WHO

Der Bericht beschreibt den Rehabilitationsbedarf für jeden Mitgliedsstaat der Europäischen Region, indem die Anzahl und die mit Behinderung gelebten Jahre der für eine Rehabilitation geeigneten Bedingungen dargestellt wurden. Die Berichtsdaten sind nach Altersgruppen (‎0–14 Jahre, 15–64 Jahre, ≥ 65 Jahre)‎ und Geschlecht sowie nach sieben Gruppen von Gesundheitsbeeinträchtigungen aufgeschlüsselt: Muskel-Skelett-Erkrankungen, neurologische Erkrankungen, sensorische Beeinträchtigungen, psychische Erkrankungen, chronische Atemwege Krankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Neoplasie (Neubildung von Körpergeweben).

Insgesamt hatten im Jahr 2019 394 Millionen Menschen in Europa gesundheitliche Beeinträchtigungen mit rehabilitativem Bedarf. Das entspricht zwei von fünf Personen. Muskel-Skelett-Erkrankungen, sensorische Beeinträchtigungen und neurologische Störungen waren die am weitesten verbreiteten Gruppen von Gesundheitsproblemen. Der erhebliche Rehabilitationsbedarf in der europäischen Gesamtbevölkerung erfordert starke Rehabilitationsdienste, so das Ergebnis des WHO-Berichts. Allerdings erhält ein Großteil der Menschen mit Rehabilitations-Bedarf keine entsprechende Maßnahme. Ursachen dafür seien laut WHO die rasche Alterung der Bevölkerung, die Zunahme von chronischen Erkrankungen sowie das mangelnde Bewusstsein für die Vorteile einer Rehabilitationsmaßnahme.

Für Deutschland ermittelte die WHO insgesamt 8.483.874 Menschen (Stand: 2019) mit mindestens einer Erkrankung, die von Rehabilitationsleistungen profitieren würden. Vor allem Muskel-Skelett-Erkrankungen zählen laut WHO zu den häufigsten Erkrankungen, die eine Reha erforderlich machten.

Der ca. 100 Seiten umfassende Bericht belegt das enorme Potenzial der medizinischen Rehabilitation bei der Vermeidung kostspieliger Krankenhausaufenthalte, der Reduzierung der Aufenthaltszeit im Krankenhaus und Wiedereinweisung. Zudem stellt die WHO fest, dass die medizinische Reha die Risiken von Komplikationen bei gesundheitlichen Problemen verringert. Der WHO-Bericht belegt durch Fakten und Zahlen, dass Reha erheblich dazu beiträgt, die Teilhabe kranker Menschen am Alltag zu verbessern, Pflegebedürftigkeit verhindert sowie die Teilhabe an Bildung und Erwerbstätigkeit maßgeblich unterstützt.

Die WHO betont die Wichtigkeit, bei medizinischer Notwendigkeit, allen Menschen den Zugang zur Rehabilitation zu gewähren. Das dient der Verwirklichung des Rechts aller Menschen auf ein gesundes Leben. Besonders wesentlich ist der niedrigschwellige Reha-Zugang für Menschen mit Behinderungen sowie für andere Bevölkerungsgruppen, wie ältere Menschen, so ein Fazit des WHO-Berichts. Der Zugang zur Rehabilitation ist in der Konvention über die Rechte von Personen mit Behinderungen verankert.

Deutschland: Reha-Fakten

2019 lebten in Deutschland 83 Millionen Menschen. Etwa 2 Millionen von ihnen erhielten in dem genannten Jahr eine medizinische Reha-Maßnahme. Sie dauerte im Durchschnitt 25,4 Tage. Für die Erbringung der Reha-Leistungen standen 1.112 Reha-Einrichtungen mit 163.336 Betten zur Verfügung. Medizinische Rehabilitationsmaßnahmen unterliegen in Deutschland immer noch einer 4-Jahres-Frist.